Menu
Newsletter April 2015

Liebe Mitglieder

«Die Regierungen anerkennen die Bedeutung des vollen Engagements von Männern und Jungen für Gleichstellung und das Empowerment von Frauen und Mädchen und verpflichten sich, Massnahmen zu ergreifen, damit Männer und Jungen sich für die vollständige, wirksame und beschleunigte Umsetzung der Beijing Deklaration und seines Massnahmenplans einsetzen».
 
Dieser Satz steht in der Deklaration der 59. Sitzung der UN-Commission on the Status of Women, die vom 9. bis 20. März 2015 in New York stattgefunden hat. Es sind Worte, die so deutlich wie noch nie die Wichtigkeit der Beiträge von Männern im Gleichstellungsprozess unterstreichen. Wir werden mit Interesse verfolgen, ob und wie dieser Grundsatz die Gleichstellungspolitik der Schweiz beeinflussen wird. Unseres Erachtens bleibt – trotz mancher Errungenschaften – in dieser Hinsicht jedenfalls noch ein grosses Potenzial. 
 
Das veranschaulicht der Bundesrat einmal mehr in seiner Antwort auf eine Interpellation von FDP-Nationalrätin Christa Markwalder. Sie wollte wissen, warum – entgegen des ursprünglichen Auftrags des Gesetzgebers – die Finanzhilfen nach Gleichstellungsgesetz nicht auch für Väterprojekte mit Wirkung im familiären Raum eingesetzt werden. Denn: «Es ist offensichtlich, dass Gleichstellung der Frauen im Erwerbsleben nur funktionieren kann, wenn Männer/Väter ihre Aufgaben im häuslichen Bereich komplementär gestalten und mehr väterliche Verantwortung übernehmen.» 
 
Der Bundesrat hingegen erachtet «die bestehenden Rahmenbedingungen als ausreichend». Statt den Ball aufzunehmen, argumentiert die Regierung formalistisch – und beantwortet die Frage nicht wirklich. Sie lautet: Wie soll Gleichstellung je funktionieren, wenn Männer nicht in der Übernahme ihrer Betreuungsaufgaben aktiv gefördert werden? Die Abwimmel-Argumentation des Bundesrats dürfte jedenfalls kaum gemeint sein mit der Förderung des«vollen Engagements von Männern und Jungen».
 
Auch im zehnten Jahr unseres Bestehens wird uns also die Arbeit nicht ausgehen. Ein spannender Sommer steht bevor: Am 7. Juni 2015 findet bereits zum 8. Mal der Schweizer Vätertag statt. Am 20. Juni 2015 laden wir zur Jubiläumsfeier nach Luzern. Parallel dazu erarbeiten wir die Grundlagen für die Lancierung des nationalen Programms MenCare Schweiz. Mehr dazu folgt in Kürze. 
 
Davor gilt es nun auch noch die Debatte um die Revision des Unterhaltsrechts aufzuarbeiten. Wie wir euch informiert haben, konnte auch dank des Engagements von männer.ch eine doch sehr fortschrittliche Aussage im Gesetz verankert werden: «Beim Entscheid über die Obhut, den persönlichen Verkehr oder die Betreuungsanteile berücksichtigt das Gericht/die Behörde das Recht des Kindes, regelmässige persönliche Beziehungen zu beiden Elternteilen zu pflegen. Bei gemeinsamer Ausübung der elterlichen Sorge, wird das Gericht die Möglichkeit einer alternierenden Obhut, im Sinne des Kindeswohles, prüfen, wenn ein Elternteil oder das Kind dies verlangt.»

Das Lobbying von männer.ch hat jedoch auch Unmut hervorgerufen. Insbesondere dass wir die SP im letzten Newsletter als bremsende Partei kritisiert haben, hat Politikerinnen provoziert, mit denen wir eigentlich gut und gern zusammen arbeiten. Gern machen wir euch deshalb in der Beilage die Stellungnahme von Ursula Schneider Schüttel, Freiburger SP-Nationalrätin und Fraktionssprecherin beim Unterhaltsrecht, zugänglich. 
 
Herzliche Grüsse und bis am 20. Juni 2015 in Luzern!
 
Markus Theunert 
Präsident männer.ch