Neuer Mitarbeiter Reto Kessler: «Superkraft als Vater? Bessere Rahmenbedingungen!»

 

Wir begrüssen unseren neuen Mitarbeiter Reto Kessler herzlich! Reto übernimmt seit Beginn dieses Monats die neu geschaffene Stelle als Leiter Kompetenzzentrum dads@work. Er ist massgeblich beteiligt am Aufbau des Kompetenzzentrums und hilft uns und der Schweiz damit, den Stellenwert von Vätern und Vaterschaft in Unternehmen zu unterstreichen.

Das ist wahre Pionierarbeit. Unser bisheriges Kursangebot überzeugt fachlich und ist auf dem Markt gut eingeführt. Dieses Fundament wollen wir nun nutzen, um einen Schritt weiter zu gehen und die betriebliche Väterarbeit in der Schweiz zur Normalität zu machen. Zum Glück können wir dabei von den langjährigen Erfahrungen unseres Kooperationspartners aus Deutschland, der Väter gGmbH profitieren.

 

Reto Kessler
Reto Kessler, neuer Leiter Kompetenzzentrum dads@work bei männer.ch

Willkommen, Reto, im Team von männer.ch! Wir freuen uns, dich dabei zu haben. Sag mal: Wie ist es zu deinem Interesse an dieser Stelle gekommen?

Danke! Vor einigen Jahren hat Remo Ryser auf einer Fachtagung einen Input zu Männerarbeit gehalten. Damals ist mir erstmals so richtig bewusstgeworden, wie wichtig diese Arbeit für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Selbstfürsorge von Frauen/Müttern und Männern/Vätern ist und welch zentrale Rolle Organisationen dabei spielen. Von da an war mir klar, dass wir Themen wie gleiche Karrierechancen, Frauen in Führungspositionen und Gender Pay Gap nur angehen können, wenn wir an Rollenbildern, an den Strukturen und damit der Kultur in Unternehmen arbeiten. Dabei müssen wir auch die Bedürfnisse und die Verantwortung der Männer in den Fokus nehmen.

Als Ehepartner und Vater hat mich vieles am Status Quo unmittelbar betroffen und gestört. Und als Organisationsberater bin ich immer wieder auf Themen gestossen, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt mit dem Thema der Vereinbarkeitskultur in Verbindung bringt. Bei genauerer Betrachtung hängen sie jedoch sehr offensichtlich eng damit zusammen. Hier etwas bewegen zu können, war und ist mir ein grosses Anliegen.

Wir werden vor allem weiter daran arbeiten, dass Unternehmen die Bedürfnisse und die Verantwortung der Männer und Väter für eine neue Vereinbarkeitskultur in den Fokus nehmen und erkennen, dass sie dadurch messbar, massgebend und langfristig profitieren.

Du wirst massgeblich mithelfen, männer.ch als Fachstelle für betriebliche Väterarbeit neu zu positionieren. Wie blickst du auf diese Aufgabe?

Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe und die Arbeit hier im Team. Das Team bei männer.ch hat bereits sehr viel erarbeitet: Die Vätercrashkurse und die Geburtsvorbereitungskurse sind etabliert. Wir haben fast 20 Kurse pro Jahr und auch das neue Online-Format des Kurses hat sich schon bewährt. Es steht ein Pool mit kompetenten und engagierten Kursleitern zur Verfügung. Und alle zwei Jahre bildet männer.ch im Lehrgang Männerarbeit weitere Fachpersonen aus. Auch die Beratung von Unternehmen zu einer Arbeits- und Vereinbarkeitskultur mit mehr Chancengleichheit und Gleichberechtigung ist konzipiert. Wir arbeiten mit Unternehmen wie der Swisscom, der SBB und der Helsana zusammen.

All die Angebote bei männer.ch basieren auf wissenschaftlich fundierten Arbeiten und Erkenntnissen. Das ist mir sehr wichtig. männer.ch verfügt über viel internes Knowhow und ist sehr gut vernetzt mit Wissenschaftler_innen und Fachberatungsstellen. Das ist natürlich eine tolle Ausgangslage.

Gleichzeitig gibt es viel Potenzial und Gestaltungsmöglichkeiten. Wir werden vor allem weiter daran arbeiten, dass Unternehmen die Bedürfnisse und die Verantwortung der Männer und Väter für eine neue Vereinbarkeitskultur in den Fokus nehmen und erkennen, dass sie dadurch messbar, massgebend und langfristig profitieren. Wir werden dads@work als kompetenten Partner bei der Gestaltung dieser Veränderungsprozesse positionieren. Dafür ist es wichtig, dass wir mit all unseren Kompetenzen wahrgenommen werden. Wir werden weiter im engen Austausch sein, unsere Expertise in der öffentlichen Diskussion einbringen und auch gut zuhören, was Unternehmen und Väter beschäftigt und wo wir nützlich sein können.

Die Superkraft, die ich mir hier am dringendsten wünsche, ist die, schneller bessere Rahmenbedingungen für Mütter und Väter, für Arbeitgeber_innen, Selbständige und Arbeitnehmer_innen zu schaffen.

Das Kompetenzzentrum dads@work entsteht in Zusammenarbeit mit der deutschen Väter gGmbH. Was haben sie uns voraus?

Die Väter gGmbH kann auf langjährige Erfahrung und lange Partnerschaften mit Unternehmen zurückblicken: Sie arbeitet seit mehr 15 Jahren mit Unternehmen zu modernen, partnerschaftlich geprägten Organisationskulturen zusammen. In der Zeit haben sie über 150 Unternehmen beraten und es hat sich bereits einiges verändert. Gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich. Die Väter gGmbH verfügt somit auch über einen grossen Erfahrungsschatz dazu, wie sich Bedürfnisse mit der Zeit verändern. Zudem haben sie eine grosse Community und sind sehr präsent in den sozialen Medien.

Du bist ja selber Vater von 3 Kindern (12, 14 und 16 Jahre). Welche Superkraft würdest du dir manchmal wünschen als Vater?

Mütter und Väter haben schon ganz viele Superkräfte! Von Familien wird enorm viel erwartet und sie leisten Unglaubliches. Das hat man besonders in den letzten zwölf Monaten gesehen. Da wurde die Infrastruktur für Homeoffice und Homeschooling auf- bzw. ausgebaut, ein Grossteil des Heimunterrichts übernommen und die Betreuung geregelt. All das passiert zusätzlich zum „normalen“ Haushalt und zur Erwerbstätigkeit – in systemrelevanten Berufen oder im Vollzeit-Homeoffice – sowie vor dem Hintergrund, sich schnell ändernder Rahmenbedingungen und der eigenen Unsicherheit, wie das alles weitergeht.

Die Superkraft, die ich mir hier am dringendsten wünsche, ist die, schneller bessere Rahmenbedingungen für Mütter und Väter, für Arbeitgeber_innen, Selbständige und Arbeitnehmer_innen zu schaffen.

Viele Männer wollen egalitäre Partnerschaftlichkeit und Gleichstellung. Was sie brauchen, sind „Rolemodels“ und die Stärkung durch die Geschäftsleitung und Personalverantwortliche. Hier sind vor allem die Führungspersonen gefragt. Einerseits haben sie eine Vorbildsfunktion. Vor allem müssen sie aber Leitbilder und die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen.

Wo steht die Schweiz in Bezug auf Väterfreundlichkeit in Unternehmen?

Es tut sich bereits einiges und gleichzeitig bleibt sehr viel zu tun. Viele Unternehmen haben erkannt, dass es nicht genügt, sich nur zu Geschlechtergleichheit zu bekennen, sondern, dass es ganz konkrete Neugestaltung braucht. Einige sind hier auch sehr innovativ. Sie merken: Es ist noch einiges möglich, für uns als Unternehmen und für unsere Mitarbeitenden. Und wer früh handelt, verschafft sich Vorteile.

Vielen sind die grösseren Zusammenhänge jedoch nicht bewusst. Sie bearbeiten Symptome, ohne sich wirklich an die Kernfragen heranzuwagen. Diversität als Beispiel, ist für Organisationen wichtig. Doch wenn man divers ist, jedoch nicht inklusiv, wenn man die Unterschiede und Perspektiven nicht nutzt, kann Diversität ihre Wirkung nicht entfalten. Das ist in mehrfacher Hinsicht ungünstig. Wenn die erhoffte Wirkung nicht ankommt, ist der Invest umsonst und damit die Frustration bei allen Beteiligten gross.

Viele Männer wollen egalitäre Partnerschaftlichkeit und Gleichstellung. Was sie brauchen, sind „Rolemodels“ und die Stärkung durch die Geschäftsleitung und Personalverantwortliche. Hier sind vor allem die Führungspersonen gefragt. Einerseits haben sie eine Vorbildfunktion. Vor allem müssen sie aber Leitbilder und die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen.

Was muss sich sonst ändern in Bezug auf Väter und Familien in der Schweiz?

Wichtig wäre, dass man zunächst erkennt, wie wichtig die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Selbstfürsorge für uns alle ist. Für Frauen und Männer, für Mütter und Väter. Es profitieren die Kinder, die Arbeitnehmer_innen, die Unternehmen und wir als Gesellschaft. Weiter gilt es anzuerkennen, dass es sich um ein gesamtwirtschaftliches und ein lösbares Problem handelt. Apelle und Ansätze, die die Verantwortung nur bei einer Teilgruppe sehen, bringen uns nicht weiter. Natürlich fühlt sich Gleichstellung und damit Geschlechtergerechtigkeit für die Menschen mit Privilegien nach Benachteiligung an. Doch wenn man es gesamtheitlich betrachtet, erkennt man, dass es einen breiten Verhandlungsprozess braucht, bei dem schlussendlich alle dazugewinnen können.

All die Aktivitäten wie der unermüdliche Einsatz für Lohngerechtigkeit und gleiche Karrierechancen, Elternzeit oder die Umsetzung des neuen Unterhaltsrechts gehen in die richtige Richtung. Wir müssen einfach noch die Strukturen schaffen, damit die Umsetzung auch überall gelingt. Wir müssen mehr dafür sorgen, dass sich alle gleichermassen für Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Dazu braucht es mehr Angebote für Männer und Frauen, die für sie wirklich funktionieren. Es gibt z. B. Unternehmen, die ihren Führungskräften anbieten, ihre Führungsarbeit in „reduzierter Vollzeit“ zu leisten. Davon profitieren sie, ihre Partner_innen aber auch das Team der Führungsperson, das dadurch mehr Aufgaben selber übernimmt. Wenn Väter ihren Teil der Care-Arbeit übernehmen können sie ihren Beitrag für  partnerschaftliche Modelle leisten.

Herzlichen Dank, Reto, und weiterhin einen guten Start bei uns!

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