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Newsletter Mai 2015

Liebe Mitglieder

Der Nationalrat hat diesen Monat über die Revision des Zivildienstgesetzes beraten und abgestimmt. Unter anderem ging es um die Einführung des neuen Einsatzgebietes«Schulwesen», was eine engagierte Diskussion auslöste. Schlussendlich war die Sache knapp: Mit 94 zu 82 Stimmen lehnte der Nationalrat den Gesetzesartikel für ein neues Einsatzgebiet«Schulwesen» ab. Als Hauptargument wurde ins Feld geführt, dass unklar sei, was Zivis an Schulen genau machen würden. Einerseits wurde befürchtet, dass Zivis unterrichten und damit Lehrkräfte ersetzen würden, andererseits traute man ihnen nicht mehr zu, als «Pausenäpfel zu verteilen». Dazu seien Zivis als Militärverweigerer keine guten Vorbilder für Kinder und die Attraktivität des Zivildienstes würde mit dem neuen Einsatzgebiet gesteigert. In der Debatte waren alte ideologische Vorbehalte gegenüber Zivis und die Angst vor einem «Ausbluten» der Milizarmee zu spüren.
 
Die Regelschule soll also vorerst nicht mit mehr jungen Männern belebt werden. Zwar dürfen Zivis in Kinderkrippen und integrativen Schulformen Einsätze leisten, die «normale» Volksschule ist nach dem Willen des Nationalrates aber weiterhin ein praktisch männerfreier Ort, zumindest auf der Primarstufe. Der Schweizerische Zivildienstverband CIVIVA hatte sich im Vorfeld der Debatte engagiert für das neue Einsatzgebiet Schulen eingesetzt und aufgezeigt, dass Zivis an Schulen die Lehrkräfte entlasten und für eine bessere Betreuung der SchülerInnen sorgen können. Wie in den anderen Bereichen sind die möglichen Aufgaben divers: Unterstützung im Unterricht, Betreuung ausserhalb der Schulstunden, Pausenaufsicht, Begleitung von Lagern und Ausflügen, Hilfe im technischen Bereich, Aufgabenhilfe. Nicht zuletzt können Zivis an Primarschulen als männliche Bezugspersonen für die Kinder Akzente setzen und vielleicht wird sich der eine oder andere junge Mann nach seinem Einsatz überlegen, im pädagogischen Bereich zu arbeiten. Einen einfacheren Einstieg in ein Berufsfeld, das mit vielen Vorurteilen belastet ist, gibt es nicht.
 
Das Einsatzgebiet Schulwesen ist eine Chance für die Zukunft der Gesellschaft und des Zivildienstes. Der Nationalrat hat es mit seinem Entscheid verpasst, diese zu nutzen. Nun liegen die Hoffnungen auf den Ständerat, der das Gesetz als nächstes beraten wird. Falls sich dieser weitsichtiger zeigt und Zivis an Schulen ermöglichen will, muss der Nationalrat erneut über das Gesetz debattieren.

Samuel Steiner
Geschäftsführer CIVIVA und Redaktor Männerzeitung (Gastautor)