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«Männer haben Verantwortung, soziale und Care-Arbeit zu leisten»

 

Um die Geschlechterbalance in sozialen Berufen zu fördern, führt männer.ch – gemeinsam mit Partnerorganisationen und dank der finanziellen Unterstützung durch die Finanzhilfen nach Gleichstellungsgesetz – ein neues Projekt durch. Im Mittelpunkt des Projekts steht eine kleine, aber feine Kampagne, die 2021 lanciert wird. Als Vorgeschmack haben wir dem Projektleiter Lu Decurtins, Sozialpädagoge, Supervisor, Erwachsenenbildner und Genderexperte, ein paar Fragen gestellt.

männer.ch: Was ist das Problem? Wieso brauchen wir das Projekt «Männer in soziale Berufen»?

Lu Decurtins: In den sozialen Berufen, im direkten Betreuungs- und Beratungskontakt mit Frauen und Männern, ist es unerlässlich, den Faktor Geschlecht bzw. Sender miteinzubeziehen. Dies sowohl im praktischen Alltag als auch in Forschung und (Konzept-)Entwicklung. Das aktuelle Ungleichgewicht (Männeranteil 20%) erschwert eine genderreflektierte professionelle Arbeit.
Obwohl es wohl genügend Männer gibt, welche die benötigten Voraussetzungen mitbringen, steht die Berufswahl ’sozialer Beruf‘ für die meisten Männer gar nicht erst zur Diskussion. An Berufsmessen, aber auch in der Beratung wirkt die gesellschaftlich geprägte Zuordnung ‚Frauenberuf‘  für viele uninteressant bis abschreckend.

Wieso können nicht einfach weiterhin die Frauen diese Arbeit machen?

Wie oben erwähnt, gehe ich davon aus, dass eine Geschlechterbalance bzw. ganz allgemein eine Heterogenität in diesem Berufsfeld spannende Auseinandersetzungen ermöglicht und letztlich die Qualität der Arbeit zu erhöhen vermag. Zudem finde ich auch, dass Männer eine gewisse Verantwortung haben, soziale und Care-Arbeit zu leisten.

Geschlechterbalance und Heterogenität ermöglichen spannende Auseinandersetzungen und erhöhen die Qualität der Arbeit. Zudem haben Männer eine Verantwortung, soziale und Care-Arbeit zu leisten.

Kurzteaser: Wie wird das Projekt aussehen?

Eine Kampagne soll der Allgemeinheit, vor allem aber der Zielgruppe junge Männer und Quereinsteiger, die sozialen Berufe als Männerberuf näher bringen. Hierzu zeigen wir sogenannte Role-Models auf gendersensible, für Männer ansprechende Art – als Kontrapunkt zu gängigen klischeehaften Vorstellungen vom Mann im sozialen Beruf. Weiter sollen konkrete Botschafter über soziale Medien aber auch im direkten Kontakt die Vielseitigkeit der sozialen Berufe darstellen und anhand echter Beispiele konkretisieren, warum diese auch für Männer attraktiv sind.

Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen?

In der Trägerschaft sind die Fachhochschulen und höheren Fachschulen vertreten. Diese Zusammenarbeit ermöglicht uns, in der Deutsch- und Westschweiz den direkten Bezug zur Ausbildung herzustellen. Gleichzeitig regen wir auch dort eine Auseinandersetzung an. So gibt es durchaus berechtigte Befürchtungen von Seiten engagierter Frauen, dass Männer direkt in Führungspositionen ‚durchgereicht‘ werden bzw. auch dass ‚ungeeignete‘ Männer durch einen Männerbonus den Zugang zum Beruf finden.

An Berufsmessen, aber auch in der Beratung wirkt die gesellschaftlich geprägte Zuordnung ‚Frauenberuf‘  für viele uninteressant bis abschreckend.

Was ist deine persönliche Motivation dahinter?

Als Supervisor berate ich Teams, aber auch Gruppen in der Ausbildung und mache hier immer wieder die Erfahrung, dass Heterogenität bereichernd ist. Da ich selber urprünglich Sozialpädagoge bin und mich seit 30 Jahren in der Männerarbeit engagiere, drängt sich das Thema für mich eigentlich auf!

 

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