Mannsein ist komplex geworden. Welche Kompetenzen brauchst du, um deinen eigenen Weg zu finden?
Kinder lernen mit zwei oder drei Jahren, dass von Männern und Frauen unterschiedliches Verhalten erwartet wird. Um als «richtiger Junge» oder «richtiges Mädchen» anerkannt zu sein, versuchen die meisten Kinder, den Erwartungen zu genügen. Spezifisch an Jungen richtet sich die Aufforderung, möglichst keine Unsicherheiten und Verletzlichkeiten zu zeigen. Die Folge ist ein erschwerter Zugang zur eigenen Innenwelt. Das ist ein Risikofaktor.
«Wir sollten der Versuchung widerstehen, alte Normen durch neue Normen zu ersetzen.»
Wissenschaftlich ist wasserdicht belegt: Traditionelle Männlichkeitsideologien mit ihren Sei-hart-und-stark-Imperativen wirken gewaltbegünstigend und gesundheitsgefährdend. Das Leben im Patriarchat ist auch für Jungen, Männer und Väter eng und gefährlich. Doch was ist Plan B?
Für uns ist klar: Wir sollten der Versuchung widerstehen, alte Normen durch neue Normen zu ersetzen. Denn das schafft bloss wieder Druck und Verwirrung. Die Widersprüchlichkeit modernisierter Männlichkeitsanforderungen ist ja genau das, was so viele Männer Zuflucht in unterkomplexen Schablonen suchen lässt.
Für uns ist Frage vielmehr: Welche Kompetenzen brauchen Männer, damit sie aus patriarchalen Prägungen und Strukturen hinauswachsen können? Für das Buch «Jungs, wir schaffen das» hat männer.ch-Gesamtleiter Markus Theunert aus Wissenschaft und Männerarbeitspraxis hergeleitet, was wir verlernen müssen, um mehr Mann und ganz Mensch zu werden: