Kompass für Männer

Mannsein ist komplex geworden. Welche Kompetenzen brauchst du, um deinen eigenen Weg zu finden?

Kinder lernen mit zwei oder drei Jahren, dass von Männern und Frauen unterschiedliches Verhalten erwartet wird. Um als «richtiger Junge» oder «richtiges Mädchen» anerkannt zu sein, versuchen die meisten Kinder, den Erwartungen zu genügen. Spezifisch an Jungen richtet sich die Aufforderung, möglichst keine Unsicherheiten und Verletzlichkeiten zu zeigen. Die Folge ist ein erschwerter Zugang zur eigenen Innenwelt. Das ist ein Risikofaktor.

«Wir sollten der Versuchung widerstehen, alte Normen durch neue Normen zu ersetzen.»

Wissenschaftlich ist wasserdicht belegt: Traditionelle Männlichkeitsideologien mit ihren Sei-hart-und-stark-Imperativen wirken gewaltbegünstigend und gesundheitsgefährdend. Das Leben im Patriarchat ist auch für Jungen, Männer und Väter eng und gefährlich. Doch was ist Plan B? Für uns ist klar: Wir sollten der Versuchung widerstehen, alte Normen durch neue Normen zu ersetzen. Denn das schafft bloss wieder Druck und Verwirrung. Die Widersprüchlichkeit modernisierter Männlichkeitsanforderungen ist ja genau das, was so viele Männer Zuflucht in unterkomplexen Schablonen suchen lässt. Für uns ist Frage vielmehr: Welche Kompetenzen brauchen Männer, damit sie aus patriarchalen Prägungen und Strukturen hinauswachsen können? Für das Buch «Jungs, wir schaffen das» hat männer.ch-Gesamtleiter Markus Theunert aus Wissenschaft und Männerarbeitspraxis hergeleitet, was wir verlernen müssen, um mehr Mann und ganz Mensch zu werden:

Raus aus dem Reflex, in Momenten der Bedürftigkeit sogleich auf weibliche Zuwendung zugreifen zu wollen.

Dafür braucht es die Kompetenz, sich selbst beistehen und für sich selbst sorgen zu können – auch seelisch und sexuell.

Raus aus der Anspruchshaltung, ganz selbstverständlich ein grösseres Stück vom Kuchen einzufordern

Egal, ob es sich um Salär, Redezeit, Aufmerksamkeit oder Ressourcen handelt. Dafür braucht es die Kompetenz, die strukturelle Privilegierung des Männlichen zu sehen und deren Inanspruchnahme zu begrenzen.

Raus aus dem Zwang, Sicherheit durch Kontrolle herstellen zu wollen.

Dafür braucht es die Kompetenz, sich hingeben und vertrauen zu können.

Daraus ergibt sich ein Kompass für Männer von heute. Unsere Ansage: Wenn du wie auf einem Surfbrett dynamisch die Mitte des Dreiecks hältst, findest du deinen eigenen Weg, um fair und gern Mann zu sein.

Buchtipp: Jungs, wir schaffen das

Ein Kompass für Männer von heute. Denn, wie geht nachhaltiges Mannsein heute? In seinem neuen Buch beantwortet Markus Theunert diese grosse Frage mit viel Sachverstand und Humor.

Ansprechsperson

Markus Theunert war Gründungspräsident und ist seit 2016 Gesamtleiter von männer.ch. Sein Herzensthema ist die Frage, wie Männer zur Transformation der Geschlechterverhältnisse beitragen können. Dazu hat er verschiedene Sachbücher und Fachbücher publiziert. Markus ist Vater einer Tochter und lebt in der Stadt Zürich