Die Fachstelle Sandro bearbeitetet die problematischen Auswirkungen gesellschaftlicher Männlichkeitsimperative auf die Gesundheitskompetenz und das Gesundheitsverhalten von Männern. Ihre Impulse stärken die Wirksamkeit von Prävention und Behandlung – und tragen zur Vermeidung von Leiden und Kosten bei.
Von klein auf erfahren Jungen positive Bestätigung, wenn sie auf die Zähne beissen, Schmerzen ignorieren und Gefühle unterdrücken. Das erschwert den meisten Männern als Erwachsene den Zugang zum Körper und den eigenen Empfindungen. Das ist ein gesundheitlicher Risikofaktor.
Die problematischen Auswirkungen männlicher Sozialisation auf Lebensstil, Selbstsorge und Gesundheitskompetenz von Männern sind wissenschaftlich gut belegt. Trotzdem werden sie fachlich noch immer weitgehend ausgeblendet. Denn Medizin und Gesundheitswesen sind – wie unsere Gesellschaft als Ganzes – patriarchal geprägt: Männer werden noch immer stillschweigend als Norm und Massstab gesetzt. Deshalb kritisiert die Gendermedizin zurecht, dass Medikamente beispielsweise meist nur an gesunden jungen Männern getestet werden. Jedoch gilt im Umkehrschluss keineswegs, dass die Gesundheitsversorgung deshalb optimal auf Männer und ihre Bedürfnisse abgestimmt wäre. Im Gegenteil: Weil eine geschlechterreflektierte Perspektive fehlt, zielen viele Angebote auch an den Bedürfnissen von Männern vorbei. So fehlt beispielsweise bei Fachleuten das Wissen, dass sich Depressionen bei Männern oft nicht in Niedergeschlagenheit, sondern in Überaktivismus und Anspannung ausdrücken. Entsprechend hoch ist die Dunkelziffer unerkannter Depressionen.
Die im Frühjahr 2025 gegründete Fachstelle für Männergesundheit von männer.ch will die noch brachliegenden Potenziale einer männerspezifischen Gesundheitsversorgung nutzbar machen. Sandro versteht sich dabei als Kompetenzzentrum für männlichkeitssensible Prävention und Behandlung.
Sandro schafft und bündelt Wissen über den Zusammenhang zwischen Männlichkeit und Gesundheit – und stellt dieses zielgruppen-und marktgerecht zur Verfügung.
Sandro beziffert, welche Kostenersparnisse durch geschlechterreflektierte Prävention und Behandlung erzielt werden können. Die Fachstelle erarbeitet Grundlagen, um diese Potenziale zu nutzen.
Sandro trägt zur Stärkung von Geschlechterreflektion und Sozialisationssensibilität in den Aus-, Weiter- und Fortbildungen der Gesundheitsberufe bei.
Sandro fokussiert die Gesundheitsthemen, von denen Männer überproportional betroffen sind oder bei denen männliche Betroffenheit überproportional verdeckt ist:
Sexualität und Themen wie erektile Dysfunktion, Libidoverlust etc. fallen in die Zuständigkeit der Fachstelle Sexuelle Verantwortung und Entwicklung.
Oberassistent an der Universität Zürich an der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Andreas Walther engagiert sich in der wissenschaftlichen Begleitung der Fachstelle. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Verbesserung der psychischen Gesundheit von Männern.