Die Vorstellung, dass es eine «natürliche Geschlechterordnung» gibt, in der Männern der Platz weiter oben zusteht, ist wissenschaftlich unhaltbar. Aber bis heute weit verbreitet. Die Fachstelle Radical leistet, was ihr Name verspricht: Sie bearbeitet Gewalt und Radikalisierung von Männern an dieser Wurzel des Problems.
Die Bestimmung der Frau ist das Kümmern, die des Mannes das Kämpfen: Diese Vorstellung ist ebenso alt wie falsch. Denn die Geschlechterforschung zeigt klar: Es gibt keine natur- oder gottgegebene «Männlichkeit» oder «Weiblichkeit», die alle Epochen und Kulturen überdauert. Vielmehr definieren gesellschaftliche Männlichkeitsanforderungen, was erfüllen muss, wer als «echter Mann» Anerkennung finden will. Diese Männlichkeitsimperative sind selbst in einer vermeintlich aufgeklärten Gesellschaft wie unserer nach wie vor durch die altertümliche Erwartung geprägt, dass Männer hart, stark und wehrhaft sein müssen. Diese Überzeugungen legen den Nährboden für männliche Gewalt und Radikalisierung.
Seitdem Donald Trump 2016 erstmals zum Präsidenten der USA gewählt wurde, sind weltweit verstärkte Anstrengungen beobachten, Gleichstellung zu sabotieren und männliche Vorherrschaft zu stärken. Auch die Algorithmen von TikTok & Co. bescheren überwunden geglaubten Hypermaskulinitäts-Idealen ein Revival.
Viele männliche Jugendliche und junge Männer sind anfällig für die verführerische Aussicht auf Status, Sicherheit, Sex – und ein vermeintlich widerspruchsfreies Mannsein. Als Gesellschaft stehen wir in der Verantwortung, ihnen Unterstützung und Orientierung zu bieten, damit sie aus gewaltbegünstigenden und gesundheitsgefährdenden Männlichkeitszwängen herauswachsen können. Die Fachstelle Radical schafft die Grundlagen dafür.
Radical analysiert männlichkeitsideologische Gewalt- und Radikalisierungsdynamiken. Sie zeigt auf, weshalb und wie die Prozesse männlicher Sozialisation in unserer patriarchal geprägten Kultur Gewalt und Radikalisierung begünstigen. Sie stellt dieses Wissen Fachpersonen, Behörden, Entscheidungsträger*innen und einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung.
Radical entwickelt Perspektiven, Methoden und Projekte, die nachhaltige Alternativen zu dysfunktionalen Männlichkeitsvorstellungen aufzeigen, bekannt machen und verbreiten. Sie unternimmt Anstrengungen, um diese in der pädagogischen, psychosozialen und medizinischen Regelversorgung zu verankern.
Radical behebt den in der Schweiz bestehenden Mangel an verlässlichen Daten, um die Verbreitung gewaltlegitimierender Männlichkeitsvorstellungen in der erwachsenen Bevölkerung verlässlich einschätzen und differenziert verorten zu können. Diese Datengrundlagen braucht es für eine evidenzbasierte Prävention.
Radical entwickelt und erprobt Angebote für Eltern, deren Söhne in den Sog der virtuellen Manosphere geraten sind.
Der Bericht «Der Faktor M» von männer.ch analysiert männlichkeitsideologische Radikalisierungsdynamiken und zeigt Ansatzpunkte zur Prävention von Radikalisierung und
Extremismus.
In der Schweiz fehlen verlässliche Daten, um die Verbreitung gewaltlegitimierender Männlichkeitsvorstellungen in der erwachsenen Bevölkerung verlässlich einschätzen und differenziert verorten zu können. Diesen Datengrundlagen wären zentral für eine evidenzbasierte und passgenaue Präventionsarbeit. Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann unterstützt deshalb – gemeinsam mit der Schweizerischen Kriminalprävention ein Forschungsprojekt von männer.ch und der Universität Zürich, das die Verbreitung von Vorstellungen männlicher Überlegenheit, Dominanz und Souveränität in der Schweizer Bevölkerung und den Zusammenhang mit Gewaltakzeptanz, Gewaltneigungen und Gewalthandeln untersucht. Die Resultate der repräsentativen Bevölkerungsbefragung sollen Grundlagen für eine gezieltere Prävention von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt schaffen und werden Ende 2026 erwartet.
Ein Kompass für Männer von heute. Denn, wie geht nachhaltiges Mannsein heute? In seinem neuen Buch beantwortet Markus Theunert diese grosse Frage mit viel Sachverstand und Humor.
Die unter «Facts» genannten Zahlen stammen aus folgenden Studien: