Männer, Männlichkeiten und Klimawandel: Was sind die Zusammenhänge?

MenEngage ist eine globale Allianz von Organisationen, die das Thema Männer und Geschlechtergerechtigkeit bearbeiten. Unter der Leitung der Trägerorganisation  Promundo hat ein Team von Experten eine Abhandlung über die Verknüpfung zwischen den Themen Männer, Männlichkeiten und Klimawandel verfasst. Das Fazit: Männer sind sowohl Verantwortliche als auch Opfer des Klimawandels, den selbst- und fremdausbeuterische Geschlechternormen substantiell vorantreiben.

Dass der Klimawandel eine große Bedrohung für die Menschheit darstellt, ist weitgehend anerkannt—aber was muss, kann, oder soll der Durschnittsbürger tun? In reichen Ländern haben Männer und Frauen diesbezüglich unterschiedliche Antworten auf Lager. Laut einer Umfrage des Pew Research Center von Dezember 2015 sind Männer viel seltener als Frauen der Meinung, dass persönliche Lebensgewohnheiten umgestellt werden müssen, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen. 

Das ist zwar erschreckend, jedoch verständlich, wenn man bedenkt, dass in Deutschland zum Beispiel 67% aller befragten Frauen befürchten, vom Klimawandel persönlich betroffen zu werden—und nur 52% der Männer sind der gleichen Meinung. Schweizer wurden im Rahmen diese Umfrage nicht befragt, aber ähnliche Ergebnisse sind denkbar. In Entwicklungsländern, wo Menschen heute schon unter den Konsequenzen des Klimawandels leiden (wie zum Beispiel längere Dürreperioden und häufigere und großflächigere Überschwemmungen), gibt es keine Meinungsverschiedenheiten unter Männern und Frauen: alle sind sich bewusst, dass die Gefahr real ist und durch menschliches Verhalten vergrößert oder verringert werden kann.

Nun hat die MenEngage Alliance die Abhandlung «Men, Masculinities & Climate Change» veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Zerstörung der Erde gut zu männlichen Verhaltensmustern passen. Jedoch sind Männer auch Opfer der Konsequenzen des Klimawandels: zum Beispiel sind männliche Bauern während Dürreperioden von höheren Selbstmordraten betroffen als Frauen. Laut der Weltgesundheitsorganisation ist dies auf weniger gegenseitige Unterstützung unter Männern und das Ausbleiben von Unterstützungsangeboten für Männer zurückzuführen. Da die Forschung sich bezüglich der Verknüpfung zwischen den Themen Männer, Männlichkeiten und Klimawandel noch in der Anfangsphase befindet, fordert MenEngage zu einer breiten Diskussion auf. Unter anderem solle gefragt werden, wie Männer- und Frauenorganisation bewusst an dieser Thematik zusammenarbeiten können; wie man Männer in Machtpositionen erreicht; und wie man Kinder frühzeitig erreichen und ihre Ansichten in Lösungsvorschläge zum Thema Klimawandel integrieren kann.

Den Bericht (in englischer Sprache) finden Sie hier