Thomas Neumeyer tritt am 1. Februar 2022 die Nachfolge von Valentin Kilchmann als Leiter Betrieb und Kommunikation auf der Geschäftsstelle von männer.ch an. Thomas ist 38 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Zürich. Er hat deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften an der Universität Zürich studiert und bringt viele Jahre in der Kommunikations- und Projektarbeit mit. Zurzeit absolviert er den männer.ch-Lehrgang «Geschlechterreflektiert mit Jungen, Männern und Vätern arbeiten». Daneben steht Thomas mit dem Duo «Bastler und Grautier» auf der Bühne. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit – und haben Thomas drei Fragen zu seiner künftigen Herausforderung im Spannungsfeld von Männerarbeit, Geschlechterpolitik und Männlichkeitskritik gestellt.

Wann hast du männer.ch zum ersten Mal wahrgenommen? Was hat es ausgelöst?

Das erste Mal auf männer.ch aufmerksam geworden bin ich durch die Kampagne DER TEILZEITMANN. Das war Anfang 2013. Der Anteil der Teilzeitarbeitenden lag bei den Männern irgendwo um die 15%, bei den Frauen bei 60%. Und ich dachte mir: „Das ist aber noch ein weiter Weg bis zu einer gerechten Aufteilung von Lohn- und Betreuungsarbeit.“ Fast 10 Jahre später habe ich selbst Familie, arbeite Teilzeit und stelle fest, dass sich diese Verhältnisse unglaublich langsam ändern.

Weisst du schon, was du im Rahmen deines Engagements als «Leiter Betrieb und Kommunikation» bewirken willst? Gibt es Schwerpunkte oder Herzensanliegen?

Ich will möglichst viele Männer dazu bringen, den Mut zu haben, neu zu definieren, was Männlichkeit für sie bedeutet. Jenseits von Rollenklischees und uralten Stereotypen. Ich wünsche mir mehr Vielfalt, mehr Neugierde, mehr Achtsamkeit und mehr Respekt – unter Männern, aber auch gegenüber Frauen. Ausserdem ist es mir wichtig zu zeigen, dass sich Geschlechtergerechtigkeit auch für Männer lohnt. Mehr Zeit mit den eignen Kindern, tiefere Freundschaften, vielfältigere Lebensentwürfe, besserer Sex – in einer Welt der tatsächlichen Gleichstellung gibt es auch für Männer viel zu gewinnen.

Wenn jemand männer.ch noch nicht kennt: Wie würdest du die Organisation beschreiben? Weshalb braucht es männer.ch?

männer.ch setzt sich auf politischer und gesellschaftlicher Ebene dafür ein, dass die in der Verfassung festgesetzte Gleichstellung von Frau und Mann noch in diesem Jahrhundert Realität wird. Dafür braucht es neben der feministischen Frauenbewegung auch Männer, die sich für eine Gesellschaft einsetzen, in der sich die Geschlechter auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen und strukturelle Diskriminierungen beseitigt werden. Als Organisation kämpft männer.ch zusammen mit vielen anderen Akteur:innen dafür, dass möglichst viele Menschen ihr Leben so leben können, wie es für sie stimmt, statt so, wie es eine überholte Norm für sie vorherbestimmt hat. Hier gibt es gerade auf Männerseite noch viel zu tun.